Die Kunst der Eröffnung. Ästhetik und Kulturpoetik von Vorreden und Festspielen für deutschsprachige Theater vom 17. Jahrhundert bis heute (Workshop in Lausanne, 26.-27.9.2019)
Workshopbeschreibung
Gebäude, Vereine oder Veranstaltungen werden meist mit Reden eröffnet, selten jedoch mit besonders kunstvollen. Bei der Eröffnung von Theatern verhält es sich anders, wollen doch die Verantwortlichen dem Publikum in der Regel einen ersten Eindruck von der dramatischen Kunst des Hauses vermitteln: Gelungene Eröffnungsprologe und Festspiele sind deshalb kompakte, poetisch dargebrachte Formen der Literaturtheorie, die auch ein Publikum erreichen, das sich sonst nicht mit dramaturgischen Fragen auseinandersetzt. Als Formen mit eigener Rhetorik und Geschichte wurden Vorreden und Festspiele von der Literaturwissenschaft bislang kaum wahrgenommen, obwohl sich immer wieder die prominentesten Autorinnen und Autoren unterschiedlicher Epochen daran versucht haben: Johann Wolfgang Goethe und Friedrich Schiller in Weimar, Gottfried Keller und Conrad Ferdinand Meyer in Zürich, Hugo von Hofmannsthal und Peter Altenberg in Wien.
Der Workshop widmet sich ausgewählten Prologen und Vorspielen, die anlässlich der Eröffnung oder Wiedereröffnung deutschsprachiger Bühnen vom 17. Jahrhundert bis heute entstanden sind, und möchte durch close readings erstmals Einblick in Regelmäßigkeiten und Gestaltungsmöglichkeiten dieser gebrauchsliterarischen Form gewinnen. Prologe und Vorspiele sind an einer neuralgischen Übergangszone platziert: zwischen dem Theater als Institution und dem Drama als Text, zwischen Realität und Fiktion, dem Publikum und den Schauspielenden, zwischen dem Raum und der Zeit der Aufführung und dem Raum und der Zeit des nachfolgenden Stücks usw. Das qualifiziert sie in besonderer Weise als Reflexionsmedien für die gattungsspezifische Ästhetik und Kulturpoetik dramatischer Texte in ihrem historischen und sozialen Kontext. Die Workshop-Beiträge werden sich textnah und exemplarisch folgenden Leitfragen widmen: